Donnerstag, 4. November 2010

über den Pass der Freundschaft (China - Vietnam)

von nanning aus führt seit etwas über einem jahr eine offizielle zugverbindung nach hanoi. das war wahrscheinlich ein grosses politikum, da china und vietnam sich nach dem dritten indochinakrieg (1979) krieg erst langsam wieder etwas anfreunden. die strecke führt über den "pass der freundschaft", wobei dabei kein höhenmeter zurückgelegt wird, ein "pass" klingt politisch gesehen einfach besser. ein zugticket bekommt man nur, wenn man beim kaufen ein gültiges vietnamvisum vorweisen kann.
das ticket überraschte uns dann nicht wenig. es sieht nicht wie ein chinesisches ticket aus, sondern gleicht den mongolischen transsib-tickets, die wir früher auf unserer reise kennengelernt haben.
beschriftet ist es in den drei wichtigen weltsprachen chinesisch,
russisch und deutsch. dem englischen kollegen konnte ich dann alles
übersetzen. und die angeschriebenen preise haben uns noch mehr
überrascht: sie sind in den zwei wichtigsten weltwährungen
angeschrieben: chinesicher yuan und schweizer franken! und der
wechselkurs ist sogar aktuell! ich vermute das könnte noch ein
überbleibsel aus der zeit sein, als china, russland und ostdeutschland
die drei wichtigsten kommunistischen länder waren und als der schweizer
franken noch eine richtige internationale währung war.
die nachtzugstrecke ist in chinesischen massstäben kurz, jedoch erfordern die grenzformalitäten nicht wenig geduld. auf der chinesischen seite verlässt man den zug mit allem gepäck, wagonweise wird man ins
bahnhofsgebäude geführt, wo man seine taschen mal wieder durch ein röntgengerät lässt. eigentlich wäre damit die chinesische seite unkompliziert abgeschlossen gewesen. aber der chinesische grenzbeamte glaubte ums verrecken nicht, dass die person im pass wirklich ich bin. das foto gleicht mir wirklich nur wenig, ich hätte vielleicht damals nicht direkt aus dem nachtdienst aufs passbüro gehen sollen. dass ich eine ID mit dem selben foto besitze überzeugte ihn schlussendlich.
auf der vietnamesischen seite musste man ohne gepäck den zug verlassen, dafür ein ausführliches formular ausfüllen und den pass einem mürrischen
grenzbeamten abgeben. nach 20 minuten warten im ziemlich interessanten
bahnhofsgebäude stand der beamte in der mitte der halle auf ein podest
und verlas stolz die namen der leute, die gerade die einreisebewilligung
bekommen haben. wenn man glaubte seinen namen erkannt zu haben ging man
zu seinem podest und bekam seinen pass zurückerstattet. die szene war so
surreal (war ja auch kurz nach mitternacht), dass ich sie zu gerne
fotografiert hätte. ist natürlich streng verboten und so hab ichs gelassen.
da die formalitäten bei so wenigen passagieren schnell erledigt waren,
kamen wir halt schon um 04.30 uhr im noch tief schlafenden hanoi an. der
taxifahrer wollte zuerst 50 US-Dollar für die fahrt, worüber wir
wirklich etwas lachen mussten. er stimmte dann in unser lachen mit ein
und aktivierte schulterzuckend das taxameter, das am ende 70'000dong
anzeigte, was etwa 3.50 Sfr sind.

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